Kakum Nationalpark: Ein Ausflug zu Ghanas grüner Oase

Kakum Nationalpark

*Gastartikel von Wibke von Sonnenstrahlenmomente

Wibke Sonnenstrahlenmomente

Hallo, ich bin Wibke, ein fernwehsüchtiges Mädchen, das ihr Herz irgendwo in Ghana zwischen Accra und den unzähligen Trotro-Fahrten durch das Land verloren hat.

 

Seit meiner ersten Reise in das westafrikanische Land und den vielen Aufenthalten, die danach folgten, wurde es für mich zur Heimat und die Faszination für den afrikanischen Kontinent und für Ghana im Speziellen wurden noch größer, sodass ich Ghana heute fast schon genau so gut kenne wie das Land, in dem ich fast dreißg Jahre gelebt habe. So wurde der Blog Sonnenstrahlenmomente ins Leben gerufen, auf dem ich dich mitnehmen möchte auf eine Reise in die einzigartige Welt Afrikas und zu vielen weiteren Sonnenstrahlenmomenten, mit denen ich dich verzaubern und inspirieren möchte. 

 


Der Weg führt uns einen schmalen Waldpfad entlang. Mal geht es ein bisschen bergauf, dann wieder bergab. Mal über die dicken, bizarr aussehenden Wurzeln der riesigen Bäume, dann durch ein kaum durchdringbares, in den verschiedensten Grüntönen leuchtendes Dickicht.

 

Hier ist es fast so dunkel als wäre es schon später Abend, da kaum ein Lichtstrahl den Weg durch die Baumwipfel hindurch zum Boden schafft. Etwas Mystisches liegt in der Luft, als wir so durch den Regenwald laufen. Überall knackt und knarrt es. Die für uns unbekannten Geräusche des 350 km² großen Regenwaldes lassen uns das ein oder andere Mal um uns blicken.

 

Denn hier gibt es nicht nur riesige Ameisenkolonien, die verschiedensten Vogelarten und Schlangen, sondern auch Monameer- und Zibetkatzen, Büffel, Affen und Waldelefanten. Mit etwas Glück begegnet man vielleicht auch einem Geparden. Ob man wirklich einem begegnen möchte, sei dahin gestellt. Bei jedem Geräusch, das aus unmittelbarer Nähe kommt, zucke ich jedenfalls zusammen. Ja, ich bin ein Angsthase.

 

Nach knapp einer Stunde führt uns der Weg wieder hinauf und wir sind an unserem ersten Zwischenstopp, dem Canopy Walkway, angekommen. Der Canopy Walkway ist ein in Afrika einzigartiger Weg, der sich über sieben Hängebrücken hoch oben in den Regenwaldriesen erstreckt.

Canopy Walkway Ghana

 

Die höchste dieser Hängebrücken ist 40 Meter hoch. Zurücklaufen geht nicht. Wer sich nicht traut, über die wenig stabil aussehenden und sehr wackligen Brücken hoch oben im Regenwald zu klettern, hat auf der kleinen aus Holz gefertigten Plattform, die die erste Brücke mit der zweiten verbindet, die Chance, den Weg abzukürzen. Man gelangt dann über eine weitere kleine Brücke zurück zum Ausgangspunkt.

 

Eine spätere Möglichkeit umzukehren gibt es nicht. Sobald du auf der zweiten Brücke, bist, musst du die nächsten fünf auch überqueren. Das Ganze ist eine ziemlich wackelige Angelegenheit. Aber der Anblick über den Regenwald, über Ghanas grüne Oase, ist einfach unbeschreiblich.

 

Es ist sowieso schon ein besonderes Gefühl, überhaupt einmal in einen Regenwald zu stehen. Ein noch beeindruckenderes ist es allerdings, dieses Naturschauspiel von oben zu erleben. Unser Guide erzählte zuvor zwar, dass noch nie etwas passiert sei und eine der Brücken erst vor Kurzem erneuert worden wäre, aber der Teufel ist ein Eichhorn. Unser Guide läuft den Weg jedenfalls nicht mit uns sondern erwartet uns am Ende der siebten Brücke. Trotz der gigantischen Aussicht bin ich froh, als ich wieder festen Boden unter den Füßen habe.

 

Begegnete uns auf dem Hinweg zum Glück nur eine Schlange und eine der unzähligen Ameisenkolonien, stehen die Chancen nicht schlecht, dass uns nun auf dem Rückweg auch ein Elefant oder eines der anderen Tiere über den Weg läuft. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob ich das eher gut oder schlecht finden soll.


Affe Ghana

Nach ein paar Minuten sehen wir hoch oben in den Baumkronen ein paar Affen, wie sie sich munter von einem Ast zum nächsten hangeln. Ein schönes Bild, das ich mir noch stundenlang anschauen könnte, aber unser Guide drängt dazu, weiter zu gehen.

 

In Ghana wird es schlagartig von einer Minute auf die nächste dunkel. Und wenn ich dunkel sage, dann meine ich auch dunkel. Besonders im Regenwald ohne Taschenlampe würde man die Hand vor Augen nicht mehr sehen. Wieder knackt und knarrt es. Hinter jeder Ecke vermute ich irgendein Tier, das plötzlich unseren Weg kreuzt oder aus dem Dickicht des Regenwaldes heraus stürzt.

 

Je dunkler es wird, umso lauter kommen mir die Geräusche vor. Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichen wir wieder den sicheren Ausgangspunkt. Auch wenn einige andere es schade finden, keinen Elefanten oder Geparden gesehen zu haben, haben mir die Begegnungen mit der Schlange und den Affen völlig gereicht.

 

Alles war das allerdings noch nicht. Nach dem Kakum Abenteuer freuen wir uns erst einmal auf eine kalte Becherdusche. Oben in den Baumwipfeln und auch während wir durch den Wald laufen, ist die Luftfeuchtigkeit so hoch, dass unsere Kleidung an uns klebt als wären wir in einen Fluss gefallen.

 

Das Hostel in dem wir übernachten, befindet sich in unmittelbarer Nähe zum Park. So lassen wir nach besagter Becherdusche den Tag im Restaurant, das in die Mitte eines Sees gebaut wurde, bei einem Star Beer und leckerem Jollof Rice ausklingen. Was wir zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wissen: Der See hat Bewohner. Große, gefährliche Bewohner. Gut, dass wir das erst am nächsten Tag erfahren, denn hätte ich das vorher gewusst, ich hätte kein Auge zubekommen. Die Seebewohner laufen nämlich gerne auch mal an Land herum.

 

Bei einem leckeren Frühstück, zu dem wir wieder zum Restaurant in der Mitte des Sees müssen, wird mir klar, dass es in dem See nicht nur Fische gibt. Denn aus dem Wasser heraus schauen uns zwei große Augen an. Im ersten Moment erschrecke ich mich so sehr, dass ich mich fast an meinem Tee verschlucke. Ich schaue ein zweites Mal auf die Stelle, aber die riesigen Augen sind nicht mehr zu sehen.

 

Nach dem Frühstück gehen wir über die Brücke zurück in Richtung Zimmer. Als wir auf halber Höhe der Brücke sind, taucht plötzlich ein Krokodil aus dem Wasser auf. Erschrocken bleibe ich stehen und überlege, ob ich wirklich lieber weitergehen sollte.

 

Während ich so überlege tauchen zwei weitere Krokodile auf. Der See ist nicht umzäunt und wenn die Krokodile wollen, können sie problemlos an Land gehen und würden dann genau unseren Weg kreuzen.

 

Ein Mitarbeiter des Restaurants kommt auf uns zu und muss ob meiner Unschlüssigkeit breit grinsen. „Die tun dir nichts,“ sagt er. Na, der hat ja gut Reden. „Auf der anderen Seite des Sees liegt eines der Krokodile im Gras. Wenn du magst, lass uns hingehen. Du kannst es dir anschauen und streicheln.“ Diese Idee finde ich ganz und gar nicht gut.

 

Trotzdem kann ich nicht anders, als dem Kellner zu folgen. Die Tatsache, dass die Tiere, bei deren Anblick mir als erstes durch den Kopf schoss, dass sie sehr gefährlich sind, hier frei herum laufen, fasziniert mich dann doch.

 

Wir laufen ein Stückchen um den See und da liegt ein riesiges Krokodil im Gras, als würde es sich sonnen. Ich bin mir immer noch nicht sicher, ob es nicht besser wäre, wieder zurück zu laufen oder zumindest einen Sicherheitsabstand einzuhalten. Obwohl dieser vermutlich auch nicht viel helfen würde, sollte das Krokodil genug von der Sonne haben. 

 

Der Kellner geht auf das Krokodil zu, das kurz den Kopf hebt, als wollte es schauen, was hier los ist. Und dann fasst er es tatsächlich an. Obwohl ich weiß, dass das ziemlich doof enden könnte, gehe ich auf das Krokodil zu und berühre zumindest mal den Schwanz.

Krokodil Ghana

 

Später, nachdem sich das Krokodil die ganze Zeit über kaum bewegt hat, traue ich mich weiter vor und streichle es doch. Die ganze Zeit rattert es in meinem Kopf. „Ich tue dir nicht weh, tu du mir auch nicht weh.“ Das Mantra scheint zu funktionieren. Nach nicht mal 2 Minuten gehe ich einige Schritte zurück. Und plötzlich bewegt sich das Tier so schnell, dass mir der Atem stockt. Mit einem Satz ist es im See verschwunden.

 

Zwar laufen die Krokodile heute dort immer noch frei herum und es ist auch noch nie etwas passiert, aber ihnen zu nahe kommen darf man nicht mehr. Halte mich für verrückt und auch wenn ich heute oft denke, dass ich nie wieder ein Krokodil streicheln würde, in Ghana würde ich es vermutlich trotzdem wieder machen, denn „that’s Ghana for you“.

 

Teilen:


Hast du Angst, auf deiner Reise etwas zu vergessen, möchtest aber trotzdem nur das Nötigste einpacken? Dann trag dich für meinen Newsletter ein und du erhälst kostenlos meine ultraleichte Packliste speziell für Südostasien.