Wer hasst, kann nicht lieben

prayforparis

Ich stehe morgens auf und mache mir Frühstück. Ich setze mich an meinen PC und mache Facebook auf. Das Statusupdate eines Freundes lässt mich aufhorchen. Er ist Franzose. Mit meinem Schul-Französisch übersetze ich Bruchstücke. Er schreibt von einer schrecklichen Nacht für Paris. Er redet von den gestrigen Terrorakten am 13.11.2015. Ich habe davon nichts mitbekommen. Ich fange an zu googlen. 

 

Schießerei. Bomben. Kalaschnikows.

 

Restaurants. Ein Konzert. Ein Fußballstadion.

 

In meinem Kopf fügt sich langsam ein schreckliches Bild zusammen. Ich sehe mir einen Kurzbericht der Tagesschau an. 120 Tote. Mir steigen die Tränen in die Augen. Ich mache mir Sorgen um meine Freunde aus Paris, bis ich erfahre, dass sie wohl auf sind.

 

Ich fühle mich gleichzeitig taub und tief betroffen. Erschüttert. Hilflos. Was soll man tun gegen solchen Hass?

 

Auf Facebook und in anderen sozialen Medien trifft man auf tiefe Trauer und Solidarität. Doch leider nicht nur das. Schon werden wieder Stimmen laut, die sich gegen Flüchtlinge wenden. Gegen Muslime im Allgemeinen. Was soll man tun gegen solchen Hass?

 

Wann wir endlich auch dem Letzten klar, dass die Flüchtlinge, die hier zu uns kommen genau vor diesem Terror fliehen? Ebenso Opfer sind.

 

Wann wird endlich auch dem Letzten klar, dass dieser Terror nichts mehr mit einer Religion zu tun, sondern nur noch eine Ideologie darstellt.

 

Wann wird endlich auch dem Letzten klar, dass man den Ideologen die Waffen aus der Hand nehmen muss? Dass die Menschen, die dort schießen, morden und sich selbst in die Luft sprengen, indoktriniert sind. Weil sie vorher von der Gesellschaft allein gelassen, ausgestoßen wurden. Weil sie sich in einer Sekte endlich an- und aufgenommen fühlten und schließlich nicht mehr hinterfragt wird, sondern nur noch gehandelt.

 

Abends sitze ich vor dem Fernseher und sehe Nachrichten. Es gibt kein anderes Thema heute. Die Anzahl der Toten ist mittlerweile auf 129 angestiegen. Ich bin immer noch fassungslos, fühle mich hilflos. 

 

Wieder gab es einen Anschlag, nicht nur auf die Menschen von Paris, sondern auf unsere Freiheit. Auf genau die Freiheit, für die wir so unglaublich dankbar sein sollten. Es wird Hass verbreitet. Es wird Angst geschürt. 

 

Doch wir dürfen uns nicht davon unterkriegen lassen. Ich will, dass meine Nichte in einer Welt aufwächst, in der sie keine Angst haben muss. In dem sie als Frau genau dieselben Rechte hat wie ein Mann. In der ihr nicht vorgeschrieben wird, wie sie auszusehen, was sie zu glauben oder wen sie zu lieben hat. 

 

Wenn man Hass mit Hass vergilt, kann sich das Böse nur vermehren. Hass erzeugt Hass.

– Martin Luther King jr.

 

Wer hasst, kann nicht lieben. Und damit hätten sie schon gewonnen. 

 

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