Malaysia oder: Über das Sich Bedroht Fühlen auf Reisen

Malysia Reisen gefährlich

In diesem Artikel sollte es eigentlich um meine Reiseerfahrungen in Malaysia gehen. Hat das auch geklappt. Irgendwie aber auch nicht. Heute schreibe ich nämlich vor allem über eines meiner ersten Erlebnisse, in denen ich mich auf Reisen bedroht gefühlt habe. 

 


Mir fällt es schwer, über Malaysia zu schreiben. Nicht nur, weil ich das Land nur sehr kurz besucht habe und nur an zwei Orten war. Auch, weil ich das erste Mal einen Ort beschreiben muss, an dem ich mich als alleinreisende Frau nicht sonderlich wohl gefühlt habe. Zumindest für Malakka kann ich das für bestimmte Situationen sagen.

 

Wie immer, bevor ich einen neuen Ort besuche, habe ich mich vorher über meine Destination erkundigt. Ich habe Wikipedia und Reiseblogs zu Rate gezogen. Ich habe mich mit Freunden unterhalten, die das Land schon besucht haben. Immer wieder las und hörte ich das gleiche: Ein wunderschönes Land, traumhafte Strände, freundliche Menschen.

 

Ich kam also von Singapur. Ursprünglich wollte ich meine Reise durch Malaysia auf Pulau Tioman beginnen. Die Bilder sahen fantastisch aus. Und Wasser und ich: Das passt einfach zusammen.

 

near the Tree Top Walk, SIngapore

 

Leider war hier die Buchung einer kurzfristigen Unterkunft  sehr teuer. Zu teuer für mich, weshalb ich mich für das Städtchen Malakka (auch Melaka oder Malacca) im Westen des Landes entschied. Sowohl die Portugiesen als auch die Holländer sind vom 16. bis zum 19. Jahrhunder hier gewesen. Auch eine wunderschöne Altstadt sollte es geben. Und überhaupt: Immerhin ist die Stadt seit 2008 UNESCO-Weltkulturerbe. Das würde bestimmt toll werden.

 

Ich setzte mich also in Singapur in einen Bus und fuhr für circa 10 Euro in ein anderes Land. Nach Ein-, Aus- und Umstiegen an der Grenze erreichten wir Malakka nach ungefähr vier Stunden. Hier angekommen wurden wir an der großen Busstation im Norden der Stadt abgesetzt. Natürlich warteten - wie schon aus anderen asiatischen Ländern bekannt - etliche Taxifahrer auf die nichtsahnenden Touristen, um sie in die 4 Kilometer entfernte Stadt zu bringen.

Melaka river front

 

Wie immer, wenn mir genau das passiert, lief ich direkt los, sobald ich meinen Rucksack aus dem Berg an Gepäck gefischt hatte. Die Taxifahrer an großen Busstationen fahren nur selten mit Taximeter und bieten die Fahrten oft zu völlig überhöhten Preisen an. Name und Adresse meiner Unterkunft hatte ich mir schon vorher notiert und in der App MAPS.ME gespeichert. Es konnte also los gehen. Immerhin war ich schon zu Fuß durch Bangkok und Singapur gelaufen. Da sollte Malakka ja einen Klacks dagegen darstellen.

 

Weit gefehlt. Die Strecke selbst war natürlich kein Problem. Ich reise generell mit leichtem Gepäck [Ultraleicht-Packliste zum Download] und in Flipflops durch eine Stadt stellt normalerweise auch kein Problem dar. Selbst mit der Mittagssonne habe ich glücklicherweise nie Probleme. 

 

Allerdings wurde ich die 40 Minuten, die ich unterwegs war, fast durchgängig von Männern angestarrt und angesprochen. Und zwar nicht zu Verkaufszwecken oder, weil ich als Touristin unterwegs war. Und das, obwohl ich lange weite Hosen und einen langen Cardigan trug. Ich weiß nicht, ob das passierte, weil ich weiß bin oder eine Frau oder alleine unterwegs. Vermutlich war es genau diese Kombination, die Aufsehen erregte. Ich habe mich auf jeden Fall unwohl gefühlt und war froh, als ich in meinem Hostel ankam.

 

Die Stadt selbst hatte für mich allerdings nicht viel zu bieten.  Ich hätte es mir ja denken können, ich bin einfach eher ein Naturmensch. Ich sah mir die Altstadt an. Viele Kirchen, aber bei Weitem nicht so schöne und beeindruckende wie in Europa. Außerdem teilweise mit touristischen Verkäufsständen überlaufen. Auch als nicht religiöser Mensch war ich bei der berühmten Christ Church geschockt, wie respektlos mit einem religiösen Ort umgegangen wird.

Malakka Christ Church


In Singapur hatte ich zwei Spanier kennen gelernt, die ich in Malakka wieder traf. Mit den zweien verbrachte ich die nächsten zwei Tage. Sobald ich mit ihnen unterwegs war, passierte mir nichts mehr, das ich als unangenehm empfand. Leider übernachteten die beiden in einem anderen Hostel, näher an der Stadtmitte und dem Night Market. Ich hatte also zwei Abende einen zehnminütigen Rückweg allein durch dunkle Gassen zu bewältigen

 

Wo ich in Südostasien bisher nie ein Problem hatte, fühle ich mich hier extrem unsicher. Die Personen, die noch auf der Straße waren (fast ausschließlich Männer) starrten mich an und die Autos, die an mir vorbei fuhren, wurden oft langsamer bis hin zur Schrittgeschwindigkeit, als sie an mir vorbei fuhren. 

Melaka sunset

 

Am zweiten Abend passierte es dann. Kurz bevor ich mein Hostel erreichte, überholte mich ein Auto, wurde langsamer, drehte um und hielt an meiner Straßenseite - und der meines Hostels - etwa 50 Meter von mir entfernt. 

 

"Der wartet doch da auf mich...", dachte ich mir. "Bloß nicht zu nahe sein." Ich nahm also den Schlüssel, der das Vorhängeschloss des Hostels öffnete in die Faust, wechselte die Straßenseite und hoffte auf das Beste.

 

Kurz bevor ich die vergitterte Tür meines Hostels erreichte, sprach er mich an. Wo ich denn hinwolle. "Direkt hier", sagte ich. Er fuhr neben die Tür meines Hostels. Dass es ja schon so spät wäre. "Ja, deswegen gehe ich jetzt auch schlafen." Ich steckte meine Hand durch das Gitter, um das das Vorhängeschloss zu erreichen. Was ich denn allein hier draußen mache. "Ich gehe nach Hause." Ich fummelte mit meinem Schlüssel herum. Warum zum Teufel muss man das so kompliziert aufzuschließen sein? Ob ich nicht noch auf ein Bier mitkommen wolle. "Nein, danke, ich bin müde."

 

Endlich ging das Schloss auf. Wieder eine Fummelei. Schloss rausholen, Hand aus dem Gitter ziehen, Gittertür aufmachen. Und jetzt schnell rein, zumachen und das Vorhängeschloss davor. Er grinste mich an. Ob ich sicher wäre, er würde mich einladen. "Nein, danke, ich bin wirklich sehr müde." Ich ging die Treppe hoch und erst als man mich nicht mehr sehen konnte hörte ich, wie er weiterfuhr.

Melaka river front

 

Viele werden jetzt sagen: "Soll sie sich doch nicht so anstellen." oder "Selbst schuld, wenn sie sich nicht vorher über die Lage des Hostels erkundigt.". "Dann geh halt abends nicht mehr raus." oder "Ist doch nichts passiert." Stimmt, es ist nicht wirklich etwas passiert. Außer, dass ich mich sehr unwohl gefühlt habe. 


Mir war klar, dass dieser Mann jetzt wusste, wo ich übernachtete. Würde er vielleicht am wieder kommen? Ich war sehr froh, am nächsten Tag weiter zu reisen. Und genau dort trifft es uns. Ich reise gerne alleine, auch als Frau. Die Bedrohung nimmt einem ein Stück des Selbstvertrauens, aber auch der Möglichkeit, ohne äußere Einflüsse eigene Entscheidungen zu treffen. 

 

Ich möchte mit diesem Artikel sicher keinen davon abhalten, nach Malaysia zu reisen. Auch nicht als Frau, auch nicht als allein reisende Frau. Ich denke, dieses Land ist sicher wunderschön und auch für alleinreisende Frauen sicher. Es ist vermutlich ein trauriger Einzelfall, den ich erlebt habe.

 

Die Erfahrungen auf Reisen sind eben nicht immer nur rosa fluffige Herzchen. Es gibt mehr als Strand und Palmen, Party und Tempel, wunderschöne Landschaften und überall freundliche Leute. 

 

Was du (und auch ich) davon lernen können? Vertrau auf dein Gefühl. Wenn du dich nicht sicher fühlst und du jemanden hast, dann lass dich nach Hause bringen. Mach vor deiner Reise einen Selbstverteidigungskurs.


Aber vor allem: Gib diesen Männern nicht noch mehr Macht, als sie in dem Moment schon über dich haben. Lass dein zukünftiges Verhalten nicht von ihnen bestimmen. Ich persönlich werde sicher noch einmal nach Malaysia reisen. Kuala Lumpur hat mir besser gefallen als erwartet und ich möchte dem Land noch einmal die Chance geben, die es ganz sicher verdient.


Ist dir schon mal etwas Ähnliches auf Reisen passiert? Wie bist du damit umgegangen? Hast du bestimmte Tipps und Tricks, die du immer verwendest?


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